Nachtmenschen
Die Pflastersteine der Innenstadt
sind schneebedeckt, als ich spätnachts nach Hause gehe. Unter den Schuhsohlen
knirscht der Neuschnee, Millionen winziger Eiskristalle zerbrechen. Der
Neuschnee schluckt die Geräusche, wegen seiner geringen Dichte enthält er viel
Luft, er wirkt wie ein Schalldämpfer. Es ist dunkel. In der Nacht erwacht eine
andere Welt, eine stille, eine langsame Welt. Dunkelheit und Ruhe schärfen die
Sinne. Selbst frühmorgens
noch begegnen einem manche Menschen etwas friedlicher und sei es, weil sie noch
schlaftrunken in den Tag taumeln, die Gesichter weniger angespannt und die
Maske, die sie während des Tages aufsetzen, noch nicht übergezogen. Die
Wahrnehmung verändert sich, aber auch der Rhythmus, bis der Tag anbricht, bis
die Hektik beginnt und das Licht wieder seine Schatten wirft.