beim Holzhacken
Als ich sieben
war, schlug mir P. mit einem Beil die Finger ab. Wir versuchten uns im
Holzhacken, P. schwang das Beil, ich positionierte die zu zerkleinernden
Stücke. Als wir genug hatten, stützte ich mich mit der linken Hand am
Baumstumpf ab, um vom Boden irgendetwas aufzuheben, an das ich mich nicht mehr
erinnern kann. Im selben Augenblick und ohne hinzuschauen, schlug P. das Beil
in den Stumpf, um es so zu hinterlassen, wie wir es vorgefunden hatten; dass
meine Hand dort lag, sah er nicht. Als das Beil herabfiel und meinen Ring- und
Mittelfinger abtrennte, kleinen Finger und Zeigefinger erwischte es nur zur
Hälfte, spürte ich keinen Schmerz, nur ein Jucken. Blut quoll aus der offenen
Wunde und erst nach Sekunden, in denen ich die Hand betrachtete, als wäre es
nicht meine Hand, sondern irgendein fremdartiges Stück aus Fleisch und Haut,
begann ich zu schreien, aus Angst zu schreien. P. stand kreidebleich vor mir.
Später, im Krankenhaus, meinte der Arzt, ein Glück sei es gewesen, dass das
Beil stumpf war, sonst wären auch die beiden anderen Finger ab. P., erzählte
man mir erst Wochen nach der Operation, war am Tag des Unfalls erst spät in der
Nacht zurückgekehrt, er war in den Wald gelaufen, hatte sich versteckt, aus
Angst, verschreckt und hilflos, vielleicht auch aus Scham. Ich kann mich nicht
erinnern, ihm je gesagt zu haben, dass es nicht allein seine Schuld war, dass
solche Dinge eben passieren und dass am Ende alles gut war. Vielleicht liest P.
heute diese Zeilen, die ich mit meinen zehn Fingern in die Tasten schlage, so,
als sei gar nichts passiert damals.