Todesstrafe, Achse des Bösen und der Weihnachtsmann
Die erste Nachricht, die mich am
Dienstagmorgen erreicht, ist die Meldung, dass bei der Uno-Vollversammlung in
New York am Montag mit 110 zu 39 Stimmen für die Abschaffung der Todesstrafe
gestimmt wurde, wobei 36 Uno-Vertreter sich enthielten. Gegen die Abschaffung,
so der Sprecher, waren neben Ländern wie Japan, China, Iran, Indien, Nordkorea
und Syrien auch die USA. Bindend sei der Beschluss nicht, meint die Stimme aus
dem Radio, dann werden weitere Nachrichten verlesen. Damit reihen sich die Nordamerikaner
durch ihr Abstimmverhalten in derselben Liste ein mit zwei Staaten, die dereinst
von G.W. Bush noch als Achse des Bösen
bezeichnet wurden, denke ich, da fallen mir zwei Zitate vom einstigen
Gouverneur von Texas ein: „Die große Mehrzahl unserer Importe kommt von
außerhalb des Landes“, und „die Zukunft wird morgen besser sein“. Das erheitert ein wenig. Während ich den Kaffee austrinke, lese ich auf einer der
letzten Seiten meiner Zeitung, dass ein als Weihnachtsmann verkleideter Mann in
einem Einkaufshaus in der Nähe von London sich beim Abseilen aus fünf Metern
Höhe mit seinem künstlichen Bart im Sicherungsgerät seines Klettergurtes
verfangen hat. Nach seiner Rettung antwortete er auf die Frage von Journalisten,
weshalb er sich nicht selbst befreit habe durch Abnehmen seines Bartes, er
wollte die Kinder nicht enttäuschen, die gekommen waren, um den Weihnachtsmann
zu sehen. Es gibt sie also doch, sage ich mir, die einfachen Helden unserer Zeit,
und beginne den Tag nun endgültig gut gelaunt. Angesichts großer Katastrophen
klammert man sich an kleine Lichtblicke.