Unterwegs


Unterwegs...
in Bruneck. Und festgestellt, dass die Straßen breiter sind, als gedacht. Muss an der Leere liegen. Überhaupt: Diese befremdliche Ruhe. Wohltuend, beängstigend, außergewöhnlich.
Die alten Stadthäuser thronen wie eine Festung, abwartend und stoisch. Haben schon zu viel erlebt. Vorbeiziehen gesehen die Geschäftigen, Eilenden, die Veränderung, manches Unabänderliche. Beigewohnt der Schwerelosigkeit eines Glücksmoments, der Last von Schicksalen. Miterlebt das Bröckeln von Fassaden. Risse, die unausweichlich entstehen. Nicht nur in den Mauern.
Der kalte Wind bläst durch die Gasse, dem alten Gemäuer kann er nichts anhaben. Die Menschen mit hochgezogenen Krägen, Schals um den Mund, gegen den Wind, aber auch gegen die Angst. Der Abstand zu den anderen. Seit Kurzem beträgt er einen Meter. Dabei war er schon vorher da. Und die Kälte auch.
Es wird vorübergehen. Flüstern die Mauern. Bleiben wird das Vergessen. Eine viel ältere Krankheit. Das Vergessen. Dass es vielen auch dann noch schlecht geht, wenn es einen selber nicht mehr betrifft. Grundsätzlich.
Ein Krächzen, dann fällt eine Tür ins Schloss. Eisenschwer. Es klingt wie ein Seufzer. Man hört ihn, weil alles andere so still ist. Man sollte auch später hinhören, wenn es wieder lauter wird.



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