Junge, du möchtest groß sein, am besten heute schon.
Du kannst es nicht
erwarten, das Erwachsensein. Weil du damit etwas verbindest, was mit dem
Begriff Freiheit zu tun hat. Etwas Großes, Weites, undefinierbar Anziehendes. Die
Mauern um dich herum sind zu hoch, sie werfen lange Schatten. Du kämpfst gegen
Monster wenn es dunkel wird, ringst mit deinen Zweifeln wenn du alleine bist, fühlst
dich einsam wenn du nicht beachtet wirst. Es ist nicht immer einfach, ein
Heranwachsender zu sein. Und das trotz oder gerade wegen all der Möglichkeiten.
Allein - die werden dir vorgeworfen, als bräuchte es nur Beschäftigung im
Leben, anstatt Vorbilder. Denn die werden weniger, die Vorbilder. Findest sie
auf Bildschirmen, wohingegen sie im echten Leben abgelöst werden von jenen, die
nur mehr auf sich schauen. Junge, was soll ich dir sagen. Dass es anders kommt
als du denkst vielleicht. Und dass das manchmal auch gut sein kann. Und
manchmal auch ziemlich scheiße. Aber das ist egal, weil auch das ein Teil davon
ist. Glaub mir, es gibt sie, die Möglichkeiten, von denen du heute noch
träumst. Nur darauf kommt es an. Denn ob sie weniger werden mit der Zeit, genauso
wie die Träume, weil die Vernunft sie bekämpft, sich darüberlegt wie eine
schwere Decke, sie erstickt und erdrückt, das wird sich erst zeigen. Lass es dir
nicht nehmen, das Träumen, und das Hoffen noch viel weniger, das soll dir bleiben.
Mut wünsche ich dir, und das Vertrauen, dass du alles schaffst, so vieles kannst.
Neugierig sollst du sein, denn die Neugier treibt dich an. Überwinde Vorurteile, sie
sind die Spiegelschrift von Angst. Lass dir Zeit. Schmecke und fühle, reise und
wandere, rede und höre zu. Beachte dabei die Leisen, die Lauten haben meist
wenig mitzuteilen. Schätze das Seltene, das Viele verdirbt den Genuss. Und
vergiss nie viel zu fragen. Denn Menschen erzählen, manchmal am meisten dann,
wenn sie nichts sagen. Sammle Erfahrungen die mehr sind als nur vage Eindrücke
vom Leben, halte sie lebendig, diese Augenblicke, leg sie nicht ab wie Fotos,
die man irgendwann mit Schwermut betrachtet, weil man an eine Zeit erinnert
wird, die man im Nachhinein als unbeschwert empfindet, weil sie vergangen ist
und im Grunde nie so schön war, wie die Erinnerung es einem weiszumachen
versucht. Das soll dir nicht passieren. Auch nicht, dass du im Rückspiegel dein
Leben beäugst und etwas vermisst, die Leichtigkeit, die Liebe, den Schmerz, den
Verlust. Alles gehört dazu, das Schöne wie der Frust. Das macht das Leben aus, vielleicht
ist es das, die Balance zwischen beiden, genauso wie das Gleichgewicht in dir
drinnen, auf dessen Suche du dir erst selbst begegnen musst.
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