"Geld muss man haben, nur daran wird man gemessen."
Wirtschaftstreffen. Allein schon
das Wort. Lauter eitle, sich selbst gern reden hörende Männer, unbeirrbare
Abgehobenheit. Und am männlichsten von allen die wenigen Frauen darunter, nicht
nur angepasst dieser Männerwelt, nein, sie überflügelnd. Weiblichkeit gegen
Machogehabe eingetauscht. Als bedeute Emanzipation: Männlicher als die Männer
sein.
Getuschelt, genetzwerkt, verhandelt.
Es werden Hände gereicht, während der Blick schon weiterschweift, andere
Gesprächspartner erspähend, mit denen dann wieder kein Gespräch, sondern ein
Austausch an Wehleidigkeiten oder leeren Floskeln stattfindet. Dass der eine
oder andere ein offen ehrliches wie angeregtes Wort wechselt, ist anzunehmen
und wirkt erleichternd. Ein Teil der Anwesenden aber – allesamt wirtschaftlich hochkompetent
– scheint mit der Welt draußen und ihrer Geschichte wenig vertraut, ist wie von
einer Glasglocke abgeschirmt, ferngehalten, unbeeinflusst. Wohl der festen
Überzeugung, allen zu dienen, ihren Angestellten, dem Markt, der Menschheit. So
einfach. Auswirkungen und Druckwellen mancher Entscheidung sind
vernachlässigbar. Natürlich, ohne diese „Wirtschaft“ funktioniert nichts (und
ja, ich selbst gehöre auch dazu, zur Wirtschaft, nicht aber zu diesen Leuten). Anders
ginge es trotzdem. Die Art der Begegnung z.B., die Wertewelt mancher sowieso. M.
Walser schreibt: „Geld muss man haben, egal woher es kommt, nur daran wird man
gemessen.“ Und dass es egal ist, woher es kommt, ist zutiefst abgründig. Der
Sekt aber, das muss man den Veranstaltern lassen, der Sekt war hervorragend.