Berlin
Ankommen (irgendwann).
Für die Anfahrt zum Münchner
Flughafen anstatt der geplanten dreieinhalb, acht Stunden im Auto verbracht, Flug
telefonisch umgebucht (gegen Aufpreis, wer braucht schon eine Storno- oder
Umbuchungsversicherung …). Endlich angekommen. Erste Feststellung: So günstig bin ich
noch nie Taxi gefahren. Entsprechend spät das Zimmer beziehen, duschen und das
nächstbeste Restaurant aufsuchen. Vor einem großen Wandspiegel Platz nehmen und
mit mir selber um die Wette gähnen.
Erster Tag. Nach dem Kauf eines
Dreitagetickets für öffentliche Verkehrsmittel einen Bus aufsuchen. Zeitunabhängig
ein- und wieder aussteigen, für das fußläufige Erkunden einzelner Stadtteile
empfiehlt sich am ersten Tag erfahrungsgemäß das „drop-on drop-off“ Konzept. Die
mit Gel in ein regelmäßiges Muster gezwängten Strähnen eines modisch nobel
gekleideten Minderjährigen fallen in dieser Stadt genauso wenig auf wie die
grün-rot gefärbte Irokesenfrisur eines in engen Lederhosen steckenden Punks,
der mit einer Bierflasche in der Hand auf denselben Straßen unterwegs ist wie
das verwöhnte Muttersöhnchen.
Über dem Spreeufer baumeln nackte
Füße, Zehen spielen im warmen Sand, die Frühjahrssonne erhellt fröhliche
Gesichter. Das Wetter könnte nicht schöner sein.
Abendessen mit einem Südtiroler Autor,
er hat einen Tisch in einem österreichischen Restaurant vorgemerkt. Serviert
werden Wiener Schnitzel. Kein Scherz. Aber ein netter Abend.
Zweiter Tag. Die Schrittfrequenz
passt sich dem Rhythmus der jeweiligen Stadt an, durch die man gerade läuft, jede
größere Metropole hat ihr eigenes Tempo. Irgendwer hat das herausgefunden. Es
läuft sich ruhig durch Berlin.
East Side Gallery. Die Klassiker:
Bruderkuss zwischen Leonid Breschnew und Erich Honecker (Gemälde von Dimtri
Wladimirowitsch Wrubel), Test the Best von Birgit Kinder (Trabi).
Zwei Literaturveranstaltungen,
eine davon im Literaturhaus, gelegen in einer Seitenstraße des Kurfürstendamms:
Ein Wintergarten zum Verweilen, zwei wunderschöne hohe Räume, behangen mit
eindrucksvollen Gemälden, sehr gutes Essen, im oberen Stock die Veranstaltungsräumlichkeiten.
Nach drei Tagen: Abreise und die
Erkenntnis, ich komme bald wieder.