zweite Begegnung



Mitten am Vormittag, Fußgängerzone. Das erste Mal seit der Raststätte begegne ich ihm wieder. Als er auf mich zuschreitet, breitbeinig, selbstsicher, denke ich, er läuft jeden Moment los und reißt mich zu Boden. Dann ein Lächeln, bemüht versöhnlich, mit einem undefinierbaren Rest an Scham, unverkennbar mit etwas Wut versetzt. Ich hab es gelesen, sagt er. Dachte ich mir, antworte ich. Und, heute schon über jemanden geschrieben, fragt er nach einer kurzen Pause, in der wir beide ausloten, wohin das Gespräch führen könnte. Nein, kann aber noch werden, antworte ich. Gut, dann gehe ich lieber, sagt er und verabschiedet sich. Im Grunde schreib ich nur über mich, ruf ich ihm noch nach, ich entblöße mich sozusagen. Noch im Gehen dreht er sich um und meint, das wisse er, aber dadurch entlarve man auch unweigerlich andere. Stimmt, denke ich, und fühle mich so gar nicht schlecht dabei.