Nachtzug nach Lissabon
Ein Professor
verhindert den Selbstmord einer Frau, findet ein Buch in ihrer Tasche, liest
darin und stellt fest, dass das Leben anderswo stattfindet, Helden jene sind,
die sich hingeben, jung sterben oder verstümmelt zurückbleiben, körperlich
verstümmelt durch die Folter der Geheimpolizei während der portugiesischen
Diktatur, seelisch verstümmelt, weil sie nicht verarbeiten können, was sie
erleben mussten. Das alles entdeckt er, nachdem er Hals über Kopf in den
Nachtzug nach Lissabon eingestiegen ist; das Lesen alleine hat schon alles
verändert. Dass das Wetter in der Schweiz kalt und regnerisch ist, wohingegen
in Portugal immer die Sonne scheint, ist Teil dieser oberflächlichen Träumerei,
wie die alte Brille, die in Lissabon kaputtgeht und durch eine neue ersetzt
wird, eine modernere, eine schönere, als könne man auch das Leben jederzeit
abstreifen und sich ein neues
überziehen, einfach so. Die Liebe ist stärker als der
Revolutionsgedanke, auch das ist Teil der Botschaft, und wer keine großen
Ansprüche an tiefere geschichtliche Aufarbeitung mitbringt, sich an der schwierigen
(unmöglichen?) Umsetzung eines hochambitionierten Buches nicht stört, vorrangig,
weil die Faszination des Lateinlehrers an der Phonetik der portugiesischen
Sprache als Motiv für seine Handlungen im Film völlig vernachlässigt wird, wird
das Gebotene unterhaltsam finden.