Barcelona



Mitte Oktober. Die Sonne wärmt, ohne die Haut zu verbrennen. Wir streifen durch verwinkelte Gassen, sammeln Eindrücke von renovierten Hausmauern oder malerischen Innenhöfen, gehen an bekannten und unbekannten Museen vorbei, vor fast allen harren dutzende Menschen geduldig in der Mittagssonne aus. Erreichen die Placa de Saint Jaume, historisches und politisches Zentrum der Stadt. Am 23. April dreht sich hier alles um Bücher und um Rosen, erzähle ich B., dem Brauch folgend, an diesem Feiertag des Sant Jordi (heiliger Georg) den Frauen eine Rose und den Männern ein Buch zu schenken. Der Legende nach kämpfte der Held Sant Jordi gegen einen bösen Drachen, der schöne und junge Mädchen fraß. Als er ihn erstach, wurde das Blut des Drachen zu einer Rose. Der 23. April, Todestag von Miguel de Cervantes Saavedra (Autor von Don Quijote) und William Shakespeare, ist seit 1995 internationaler Tag des Buches und des Urheberrechtes. Wir spazieren weiter, verdrehen die Köpfe in alle Richtungen, sehen bunte Geschäfte, moderne Bars und einladende Restaurants: Um halb zwölf wird noch gefrühstückt, Mittagessen gibt´s bis sechszehn, Abendessen bis weit nach dreiundzwanzig Uhr - gegessen wird fast ausschließlich in Gesellschaft, bevorzugt im Freien. Mindestens jedes fünfte Geschäft verkauft Schuhmode, meine Aufmerksamkeit richtet sich vorübergehend auf die Fußbekleidung der herumlaufenden Menschen. Wenige Minuten Fußmarsch entlang der Rambla bis zum Strand, unzählige Fahrradwege säumen die Innenstadt. Im Sand liegend mach ich mir Notizen, während B. am Wasser steht. Werde kurzzeitig abgelenkt von Breakdancern, dann von einer Gruppe muskelbepackter Männer, die auf einer in Meeresnähe aus Beton gegossenen Plattform, auf welcher Eisenstangen montiert sind, sich mittels Klimmzügen einen Wettkampf liefern. Schaue gedankenversunken aufs Meer, hinter mir die Geräuschkulisse einer lebendigen und freundlichen Stadt. Am Weg zurück laufen wir noch am Hafen vorbei, die Masten der Segelboote wirken wie tausend weiße Fähnchen, die einem unbekannten Rhythmus folgend hin und her tanzen. Während ich ein letztes Foto mache beschließe ich, meine Eindrücke online zu stellen.