der Wind gehört allen


Stehe vor dem Spiegel und sehe mich nicht. Öffne das Fenster, die feuchte Luft entweicht, ich atme ein und wieder aus. Langsam erkenn ich mich wieder. Draußen reißt die mächtige Birke ihre Äste hin und her, als würde sie wild gestikulierend schreien. Bäume knicken um im Wald, nur der Fernsehmasten steht starr, ein unnatürliches Wesen inmitten eines perfekt choreographierten Tanzes. Ein einsamer Baukran wartet auf Beschäftigung, ächzend meldet er sich bei jeder Drehung, eine alte Funkantenne ragt nutzlos vom Dach in den Himmel, ein kleines Mädchen starrt gedankenverloren aus dem Fenster, im Hintergrund ein blau schimmernder Fernsehbildschirm. Das Pfeifen des Windes hüllt alles ein, als gäbe es kein anderes Geräusch mehr. Die Wolken kennen keine endgültigen Formen, ziehen schnell vorbei, lösen sich auf. Der Himmel ist unterteilt, er unterscheidet zwischen Gut und Böse, und das von so weit oben. Nur der Wind gehört allen.